Blog unserer Dolmetscher und Übersetzer für GMP und Pharma

In unserem Blog bieten wir Ihnen viel mehr als nur Informationen rund um das Dolmetschen und Übersetzen für Russisch, Englisch und Deutsch. Hier berichten wir über unsere Erfahrungen bei GMP-Inspektionen durch ausländische Behörden und schildern Ihnen einige wertvolle Empfehlungen, wie Sie Ihre GMP-Inspektion oder ein GMP-Audit erfolgreich bestehen. Ferner erhalten Sie hier in regelmäßigen Abständen wertvolle Informationen über den russischen und belarussischen (weißrussischen) Pharmamarkt sowie den Markt der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Als begeisterte Pharmadolmetscher und GMP-Übersetzer freuen wir uns, Ihnen wertvolle Informationen zur Firmengeschichte der weltweit größten Pharmahersteller und deren Erfolgsrezepten präsentieren zu dürfen.

Der russische GMP-Inspektor – ein Porträt

Porträt eines russischen GMP-Inspektors, der deutsche, österreichische und schweizerische Pharmaunternehmen im Rahmen behördlicher GMP-Inspektionen überprüft

Der GMP-Inspektor ist es, den der pharmazeutische Hersteller von der Einhaltung aller GMP-Richtlinien in seinem Pharmabetrieb und von der Sicherheit seiner Produkte überzeugen muss. Doch wie tickt der russische GMP-Inspektor eigentlich?

Zusammenstellung des russischen GMP-Inspektorenteams, erste russische GMP-Inspektionen weltweit

Die Geschichte des Teams der russischen GMP-Inspektoren ist bislang noch eine kurze. Erst im Jahr 2015 wurde das russische Institut für Arzneimittel und gute Herstellungspraxis („GILS i NP“) mit der Durchführung von GMP-Inspektionen der ausländischen Hersteller beauftragt, im April 2016 fand die erste GMP-Inspektion in Slowenien statt. Laut Wladislaw Schestakow, dem Direktor des GILS i NP, sind die ersten Inspektoren Leute mit praktischen Erfahrungen bei Pharmaunternehmen gewesen, das Team sei nach Empfehlungen von Kollegen von Herstellern zusammengesetzt. Nach einer Weiterbildung, in deren Rahmen die frischgebackenen Inspektoren europäische und weltweite Erfahrung sammeln konnten, erhielten sie eine Lizenz für GMP-Inspektoren von der WHO.

Während der nächsten 5 Jahre seit der ersten GMP-Inspektion erarbeitete die russische Zulassungsbehörde eigene Methoden zur Durchführung von GMP-Inspektionen, richtet sich dabei aber auch nach den Regelungen der EU und der WHO. Darüber hinaus tauschen das GILS i NP und das russische Ministerium für Industrie und Handel (Minpromtorg) Erfahrungen und Praktiken mit Kollegen im Ausland aus.

Russische GMP-Inspektoren sind kompetent, fair und innovativ

Nicht jeder taugt zum GMP-Inspektor. Von Bewerbern wird ein Hochschulabschluss im biologischen, chemischen, medizinischen oder pharmazeutischen Bereich erwartet, zudem muss man mindestens 5 Jahre Erfahrung in einer führenden Position bei der Qualitätssicherung oder Qualitätskontrolle nachweisen. Zu den wichtigen Charaktereigenschaften eines GMP-Inspektors zählen auch Ehrlichkeit, Taktgefühl und moralische Integrität. Englischkenntnisse sind ebenso vorausgesetzt, allerdings werden bei den russischen GMP-Inspektionen im DACH-Raum auch Übersetzer und Dolmetscher für die deutsche und russische Sprache herangezogen.

Erfahrungsgemäß sind GMP-Inspektoren aus Russland sehr strikt, zugleich aber kompetent und fair. Die meisten von ihnen sind über 30 und haben mehrere Jahre Erfahrung als GMP-Inspektoren. Aber auch junge Mitarbeiter weisen oft ihre hohe Professionalität und Beschlagenheit nach und erstaunen damit sogar ihre älteren Kollegen.

Was die Inspektoren noch auszeichnet, ist ihre ausgeprägte Belastbarkeit. Wie Wladislaw Schestakow im Interview mit der russischen Zeitung „Wedomosti“ erklärte, bedeute es eine schwierige Arbeit, eine enorme Verantwortung und hohe Risiken, GMP-Inspektor zu sein. Deshalb werde diese Arbeit sehr gut vergütet. „Es kann sein, dass man aus Lateinamerika zurückkehrt und danach nach Japan abreist. Das ist eine starke physische Belastung“, so Schestakow.

Am Anfang der Corona-Pandemie, als alle Grenzen dicht waren und keine ausländischen Inspektionen vor Ort stattfinden konnten, erwies sich das russische GMP-Inspektorenteam als besonders erfinderisch und offen für innovative Lösungen. Die weltweit erste Online-GMP-Inspektion (sog. Remote-Inspektion) nämlich, in deren Rahmen ein schweizerischer Standort von Roche inspiziert wurde, wurde von den russischen GMP-Inspektoren durchgeführt. Bei dieser Ferninspektion standen den russischen Inspektoren u.a. Pharma-Dolmetscher zur Seite.

Bei GMP-Inspektionen befolgen die russischen Inspektoren stets die Gesetze und Vorschriften ihres Landes. Da die GMP-Richtlinien in Russland auf den entsprechenden Richtlinien der EU basieren und im Grunde nur eine russische Übersetzung der vergangenen Version der europäischen GMP-Richtlinien darstellen, ist es auf den ersten Blick nicht schwierig, eine russische GMP-Inspektion erfolgreich zu bestehen. Allerdings kann dieser Eindruck erheblich täuschen. Um eine russische Inspektion zu bestehen, ist eine gründliche Vorbereitung notwendig. Auch sollte sich das Pharmaunternehmen frühzeitig um qualifizierte Russisch-Übersetzer und Dolmetscher bemühen. Deren Rolle für das Bestehen einer Inspektion ist nicht zu unterschätzen.

 

Bild: Hunters Race, unsplash.com

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