Blog unserer Dolmetscher und Übersetzer für GMP und Pharma

In unserem Blog bieten wir Ihnen viel mehr als nur Informationen rund um das Dolmetschen und Übersetzen für Russisch, Englisch und Deutsch. Hier berichten wir über unsere Erfahrungen bei GMP-Inspektionen durch ausländische Behörden und schildern Ihnen einige wertvolle Empfehlungen, wie Sie Ihre GMP-Inspektion oder ein GMP-Audit erfolgreich bestehen. Ferner erhalten Sie hier in regelmäßigen Abständen wertvolle Informationen über den russischen und belarussischen (weißrussischen) Pharmamarkt sowie den Markt der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Als begeisterte Pharmadolmetscher und GMP-Übersetzer freuen wir uns, Ihnen wertvolle Informationen zur Firmengeschichte der weltweit größten Pharmahersteller und deren Erfolgsrezepten präsentieren zu dürfen.

Pfizer – mit GMP-konformen Produkten aus Schwaben in die ganze Welt

The Spiral, der neue Sitz von Pfizer Inc. in New York. Der US-Pharmakonzern muss sich regelmäßig nationalen wie auch ausländischen GMP-Inspektionen unterziehen.

Im Jahr 1849 zogen Karl Pfizer und Karl Erhart von Ludwigsburg nach New York, wo sie für geborgtes Geld ein kleines Produktionsgebäude erwarben und die Charles Pfizer & Company gründeten. Heute gilt die einstige Zweipersonengesellschaft als der umsatzstärkste Pharmakonzern der Welt.

Heute produziert das börsennotierte US-Unternehmen an 58 Standorten weltweit ein breites Spektrum an modernen Medikamenten, die in 175 Ländern vertrieben werden. Dementsprechend muss sich der Pharmakonzern immer wieder GMP-Inspektionen der Behörden aus den USA (FDA), der EU (EMA) oder Russland (GILS i NP) bzw. der EAWU (Eurasische Wirtschaftsunion, Englisch-Übersetzung: Eurasian Economic Union oder EAEU) unterziehen.

Bitterer Kern in süßer Hülle – Pfizers erster Verkaufsschlager

Es waren unruhige Zeiten. Im Jahr 1848 entluden sich in vielen Regionen Europas soziale, wirtschaftliche und politische Spannungen, die sich seit dem Wiener Kongress 1815 aufgebaut hatten, in gewaltsamen Protesten und Aufständen. Frankreich, die Staaten des Deutschen Bundes und Oberitalien wurden von einer revolutionären Bewegung erfasst, die eine Modernisierung der Gesellschaft und des Herrschaftssystems anstrebte. Während die sozialen und wirtschaftlichen Forderungen zumindest in Teilen durchgesetzt werden konnten, galt die politische Revolution unter Zeitgenossen spätestens 1849 als gescheitert. Diese Erkenntnis löste eine beispiellose Auswanderungswelle gut ausgebildeter Spezialisten aller Fachrichtungen aus Europa nach Australien und in die USA aus. Dort wurden sie als „Forty-Eighters“ bezeichnet – als „Achtundvierziger“.

Die beiden Cousins Karl Pfizer und Karl Erhart zählten ebenfalls dazu. Sie stammten aus einer in Ludwigsburg ansässigen, gutbürgerlichen Familie. Als revolutionäre Unruhen über Europa hinwegfegten, waren der Kaufmann und Feinchemiker Pfizer und der Konditor Erhart keine 30 Jahre alt. Pfizer ließ sich einen Teil seines Erbes auszahlen und lieh sich bei seinem Vater zusätzlich 5.000 Gulden. Mit diesem Geld in der Tasche begaben sich die Cousins 1848 auf eine Reise in die USA. An der amerikanischen Ostküste angekommen, erwarben Pfizer und Erhart in Williamsburg (Brooklyn) ein kleines Gebäude aus rotem Backstein. Darin richteten sie ein Büro, ein Lager und einen Produktionsraum ein.

Das erste hergestellte Produkt war Santonin, ein Mittel gegen Wurmbefall, das damals aufgrund unzureichender Alltagshygiene breite Anwendung fand. Zugleich hatte das Arzneimittel wegen seines unangenehm bitteren Geschmacks keinen guten Ruf. Der gelernte Konditor Erhart wusste diesem Problem jedoch beizukommen. Er entwickelte eine süße Hülle, und so entstand im Hause Pfizer einer der ersten Vorläufer der heute weit verbreiteten überzogenen Tablette. Mit modernen GMP-Standards hatte die damalige Produktion noch wenig gemeinsam. Doch die solide Fachausbildung, der Erfindungsgeist und die Gründlichkeit der beiden Cousins machten Santonin zu einem Verkaufsschlager von Pfizer. Im Jahr 1857 wurde in Manhattan ein neues Büro eröffnet. Das Unternehmen galt damals bereits als wichtigster Lieferant von Borax und Borsäure in den USA und konnte sich das neue Büro problemlos leisten. Zudem sorgten Importzölle auf Weinstein aus dem Ausland dafür, dass Pfizer und Erhart während des Sezessionskriegs mit der Produktion von Weinsäure begannen, die zur Behandlung von Verwundeten diente. Mitten im Krieg wurden die beiden Unternehmer 1863 eingebürgert und hießen fortan nicht mehr „Karl“, sondern „Charles“.

Der Aufstieg zum Chemie-Riesen – dank einer breiten Produktpalette

Als der Bürgerkrieg endete, war Charles Pfizer & Co. bereits so weit gewachsen, dass in Manhattan ein weiterer Produktionsstandort errichtet wurde. Im Jahr 1876 beschäftigte das Unternehmen 150 Arbeiter und vier Chemiker. Das Produktportfolio umfasste mittlerweile neben Borax und Weinstein auch Iod und Iodsalze, Seignettesalz, Ether, Chloroform und Quecksilberverbindungen. Zur gleichen Zeit begann Pfizer mit der Herstellung von Zitronensäure – ein wegweisender Schritt, wie sich später herausstellen sollte. Um mit der geografischen Ausdehnung der USA Schritt zu halten, wurde 1882 in Chicago die erste Niederlassung samt Lager außerhalb New Yorks eröffnet. Im Jahr 1890 erfolgte die Umwandlung der Charles Pfizer & Co. in eine Aktiengesellschaft, die allerdings bis 1942 in Privatbesitz blieb. Ein Jahr später starb Charles Erhart. Charles Pfizer leitete das Unternehmen bis 1900 und zog sich anschließend aus der Geschäftsleitung zurück. Er starb 1906. Die Nachfolge übernahm sein jüngster Sohn Emile Pfizer. Unter dessen Leitung wurde 1919 dank einer neuen Fermentationstechnik die Massenherstellung von Zitronensäure möglich. Diese wird bis heute in großem Umfang auch von Lebensmittel-Giganten wie Coca-Cola verwendet, die genauso wie Pharmaunternehmen regelmäßigen GMP-Inspektionen unterliegen und auf hochwertige Rohstoffe angewiesen sind.

Pfizer – vom Chemie- zum Pharmakonzern

Bis 1923 stieg Pfizer zum weltgrößten Hersteller von Zitronensäure und Vitaminpräparaten auf. Zugleich widmete sich das Unternehmen verstärkt der Herstellung pharmazeutischer Produkte. Im Jahr 1941 wurde bei Pfizer ein Verfahren zur großtechnischen Fermentierung von Penicillin eingeführt – ein teurer und riskanter Schritt. Doch das so hergestellte Antibiotikum war um ein Vielfaches ergiebiger als herkömmliches Penicillin. Auch hier stieg der Konzern zum größten Hersteller der Welt auf. Die Expansion nahm in den 1950er Jahren an Fahrt auf. Durch die Vermarktung des Antibiotikums Oxytetracyclin unter dem eigenen Firmennamen Terramycin® war Pfizer mittlerweile auch als Direktanbieter bekannt geworden. Im Jahr 1951 wurden u. a. Niederlassungen in Brasilien, Canada, England und Panama eröffnet, 1958 folgte die deutsche Niederlassung in Karlsruhe. Eine solche tiefgreifende Internationalisierung erforderte auch den Einsatz von Sprachmittlern, und so avancierte Pfizer zu einem ständigen Kunden für Pharma-Dolmetscher und GMP-Übersetzer. In den 1970er und 1980er Jahren brachte der Konzern eine Reihe von Medikamenten gegen Diabetes und Depressionen auf den Markt. Doch die meisten Menschen verbinden den Namen Pfizer seit 1998 mit dem  Verkaufsschlager Viagra® und seit der COVID-19-Pandemie mit dem Impfstoff Comirnaty®, der in Kooperation mit dem deutschen Unternehmen BioNTech entwickelt wurde.

 

Bild: Pfizer, pfizer.com

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